Zur feierlichen Ausgestaltung der Weihnachtszeit gehören heutzutage in vielen Haushalten nicht nur der festlich geschmückte Tannenbaum, sondern ganz selbstverständlich auch eine Weihnachtskrippe. Die bildhaft-plastische Darstellung der Geburt Jesu ist fester Bestandteil vieler Traditionen, die sich in christlichen Haushalten über Generationen gebildet und bis heute bewahrt hat.
"Wenn der Mensch Gott sucht, wird er sich selber finden", sagte einmal Papst Johannes Paul II. Vielleicht ist die Krippendarstellung auch ein Ausdruck für die tiefe Sehnsucht des Menschen, Gott zu finden. Er, der Unbegreifliche, wird in dem Kind in der Krippe greifbar.

Zurückgeführt wird die Idee der bildhaft-plastischen Darstellung der Menschwerdung Gottes in sehr vielen Berichten auf den Heiligen Franziskus ("Franz von Assisi"), der 1223 bei der Feier des Weihnachtsgottesdienstes im Wald bei Grecchio mit lebenden "Figuren" die Szene darstellte. Auch wenn dies bei realistischer Betrachtung nicht die erste Krippendarstellung gewesen sein dürfte, haben Franziskus und sein Orden doch sicherlich einen wesentlichen Anteil an der bis heute spürbaren Popularität dieses christlich geprägten Brauchtums.

Seitdem fand diese Idee eine rasante Verbreitung, zunächst ausschließlich in Kirchen, eine erste (große) Kirchenkrippe in Deutschland findet sich im Jahre 1601 in Altötting. Vor allem der Jesuitenorden trug in der Zeit der Gegenreformation wesentlich zur Ausbreitung bei.
"Im bewussten Kontrast gegen die eher bilder- und festlichkeits-feindlichen Reformierten setzt die erstarkende katholische Kirche alle Mittel ein, die der Verschönerung und vielfältigen Gestaltung der Gottesdienste dienen können. Aus der Blütezeit dieser Bewegung kennt jeder die lichten Räume barocker Kirchen. (...) Außergewöhnliche Dekorationen heben besondere Feiertage hervor: an Marienfesten füllen Szenen aus dem Leben der Muttergottes die Kirche, zu Allerseelen erschauern die Gläubigen vor der Darstellung der armen Seelen im Fegefeuer, in der Karwoche zeigt man das Grab Christi zur Verehrung (...). Eine szenische Darstellung der Christgeburt erscheint bei diesen Zusammenhängen zur Weihnachtszeit fast selbstverständlich; vermögende Kirchen investieren erheblich in diese Objekte. 1663 zeigt die Jesuitenkirche in Ellwangen während der Weihnachtszeit täglich (!) eine neue Szene in ihrer Krippe." (Markus Walz in "Krippen in Bonner Kirchen", katholisches Bildungswerk Bonn, 1986)
Dem gleichen Heft entnommen ist ein Bericht der Mainzer Jesuiten über ihre erste Krippendarstellung: "Dieses Jahr haben wir in unserer Kirche aus Anlass des Geburtsfestes unseres Herrn zur erbaulichen Verehrung durch das Volk die sogenannte Krippe errichtet: mit der Stätte selbst, dem Christuskind, der Heiligen Jungfrau, Engeln, Joseph und den Hirten. Etwas Derartiges haben wir hier nie errichtet, es ist auch in dieser Stadt nicht bekannt gewesen. Was nun also geschehen ist. Entgegen allen Erwartungen füllt eine so große Menschenmenge aller Lebensalter und Stände, Männer und Frauen, vier Tage lang die Kirche, dass man wahrlich sagen könnte, die ganze Stadt sei zusammengeströmt."
Bildnachweis:
ganz oben  Lorenzo Don Monaco: Altartafel in der Kirche Sant' Egidio "Anbetung der Könige" (1421/22)
Mitte  Gentile da Fabriano: rechte Predellatafel "Geburt Christi" (1423)
Oben  Fra Angelico und Felippo Lippi "Anbetung der Könige" (um 1445)
Bild links oben: Kirchenkrippe Sankt Albertus Magnus, Dersdorf
Bild rechts oben: Kirchenkrippe Sankt Aegidus, Hemmerich
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Fotos: WSz)
Bild oben: Kirchenkrippe Sankt Aegidius, Hersel
Bild rechts: Fenster der Pfarrkirche Sankt Servatius, Bornheim
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Fotos: WSz)

Von der Kirchenkrippe zur familiären Hauskrippe
Es sind dann wiederum die Ordensbrüder des Heiligen Franziskus gewesen, die im 17. Jahrhundert die bildhafte Darstellung der Geburt Jesu nicht nur in Kirchen propagierten, sondern dafür warben, auch in den Familien zu Hause eine Hauskrippe aufzustellen. Zuerst waren es Adelshäuser, die ihre Paläste mit prunkvollen Krippen schmücken, dann griff das Bürgertum, vor allem reiche Kaufleute, diese Idee auf.

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Fotos der Krippenausstellung 2001 / 2002, Heimatfreunde Roisdorf eV)


Hingegen war in einfachen Haushalten eine Krippe aus kostbaren Materialien oder in kunstvoller Handarbeit angefertigten Figuren nicht finanzierbar. Hier brachte die Idee der Gestaltung von "Papierkrippen", also vorgedruckten Figuren auf Papierbögen, die dann nur noch entsprechend auszuschneiden waren, einen deutlichen "Schub" in der Ausbreitung der Hauskrippe.

Das Bild rechts oben zeigt eine solche Papierkrippe aus den 1960-er Jahren, die Figuren entstammen einem Missionsheft für Kinder und mussten ausgeschnitten und koloriert werden.

Dass solche Papierkrippen auch heute noch gefragt sind, beweist der Tyrolia-Verlag mit der Neuauflage einer Papierkrippe von Heinrich Kluibenschedl, die 1926 erstmals herausgegeben worden war und deren Vorlage im Tiroler Volkskundemuseum aufbewahrt wird. "Weite Verbreitung haben aber die preiswerten Papierkrippen gefunden, wie die vorliegende von Heinrich Kluibenschedl (1849 - 1929) aus Rietz im Oberinntal. In Tirol war er der letzte Vertreter des Nazarenerstils (...). Vorbilder waren Dürer, Perugino und der frühe Raffael. Schlicht in der Formensprache und streng in der Zeichenkunst spielte die Farbe eine untergeordnete Bedeutung. (...) Seine Weihnachtskrippe, die 1926 in Druck ging, wurde weitum bekannt. Als Vorlage dienten Kluibenschedl seine eigenen Fresken zum Weihnachtsthema am Gewölbe der Pfarrkirche zu Oetz (1891) im vorderen Ötztal."
Diese Papierkrippen waren oftmals so konzipiert, dass sich mit ihnen nicht nur das Geschehen der Geburt Christi darstellen ließ, sondern in immer neuen Kombinationen der Figuren weitere vor- und nachweihnachtliche Szenen. Aber auch beispielsweise die Frauen am Grab ("Ostermorgen", siehe ganz oben im Vordergrund) waren darstellbar.
Heute gibt es in Kirchen und Privathaushalten eine unzählbare Fülle von Krippendarstellungen, gearbeitet aus den verschiedensten Materialien, groß oder klein. Doch ob teuer in der Anschaffung oder eher preiswert: Jede Krippe ist seinem Besitzer wertvoll. So möchten wir hier nochmals dafür werben, dieses Brauchtum fortzuführen. Anregungen für die Gestaltung von Hauskrippen können Sie beispielsweise auf den Ausstellungen des Bornheimer Kirchenchores und der Heimatfreunde Roisdorf erhalten, worüber auch dieser Adventskalender noch berichten wird.


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Text: WSz)